Schokolade auf dem Mantel - Chaosgöttin Bridget Jones ist zurück
[Rezension]
2014.04.10
"Bridget Jones. Die Sexgöttin mit dem Hammerkerl zwischen ihren Schenkeln..." ist zurück.
Ein bisschen ruhiger, ein bisschen reifer, ein bisschen älter. Bridget ist Witwe, allein mit ihren beiden kleinen Kindern sucht unsere Chaosmutti nach dem nächsten Mann, der sie wärmt und ihren Kindern den Vater ersetzen kann.
81 kg (wie das?); verlorene Pfunde: 0; konsumierte Schoko-Protein-Riegel: 28; verputzte Schoko-Protein-Puddings: 37; durch Proteinprodukte ersetzte Mahlzeiten: 0; durchschnittliche Kalorienmenge pro Tag: 4.798. War gerade beim ersten Wiegen. "Bridget" sagte die Krankenschwester, "die Proteinpräparate sollen Ihr normales Essen ersetzen, nicht ergänzen." Schöne Pleite.
Die beiden ersten Bücher von Helen Fielding habe ich verschlungen und mich köstlich amüsiert. Zuerst hatte ich allerdings den Film "Schokolade zum Frühstück" gesehen und danach erst das Buch gekauft. Urkomisch mit fein gezeichneten Charakteren fesselte die liebenswürdig durchgeknallte Jonesey mit ihren Fressattacken und Alkoholeskapaden und dem ständigen Fehlgriff zu Daniel Cleaver, einem notorischen Womanizer. Sind wir nicht alle ein bisschen Bridget gewesen in irgendeiner Lebensphase? Auch die Schokolade ist wieder vertreten, diesmal allerdings auf dem Mantel.
Die witzigsten Tagebücher der Welt gehen mit "Verrückt nach ihm" nun in die dritte Runde und zeigen uns Bridget mit Anfang 50. Immer noch konfus unterwegs, diesmal zwischen Schule, Kindererziehung und online Dating. Ihre neurotischen Freunde unterstützen sie mit gut gemeinten Ratschlägen, ihre Mom versucht immer noch, ihr die passenden Farben anzuziehen und weder Haushalt noch Job klappen wie sie denkt.
Sie entdeckt Twitter, Datingprofile und sms anstatt wie früher das Telefon und ihren AB hypnotisch anzustarren und trifft wieder zielsicher jedes noch so kleine Fettnäpfchen. Ist der knackige junge Toyboy der Richtige an ihrer Seite oder doch die knutschende Lederjacke aus dem Club? Soll sie dem Dalai Lama Tweets schicken? Erzieht sie ihre Kids richtig mit Syphilisbroschüren in der Handtasche und ständigen Spaghetti Bolognese? Und warum schaut sie der verheiratete neue Lehrer immer so merkwürdig an? Wegen der Kopfläuse oder sitzt der Tanga wieder schief?
Bridget klettert für ihre Kinder auf Bäume und kocht immer noch gnadenlos schlecht, sie datet immer noch die falschen Männer und hadert mit ihrem Gewicht, von Cocktails lässt sie immer noch nicht die Finger, das Rauchen kompensiert sie mittlerweile mit Nikotinkaugummi und redet die Elternvertreterin deshalb mit Nicorette an. Sie findet neue Freundinnen, wo sie nie welche vermutet hätte und irrt auch in Bezug der Männer um sie herum. Ach ja, der ewige Playboy Daniel Cleaver ist nun Patenonkel der Kids, nur leider immer noch ganz der Alte. Zum Babysitten kommt er mit Pornoheften im offenem Sportwagen.
Das Handy vibrierte, Roxter, endlich! War jedoch nur Tom. "Können sich Nissen zu Filzläuse entwickeln? Ich meine, wenn sie mal angefangen haben zu krabbeln?" Alles scharrte sich um mich und guckte auf meinen Bildschirm, nur meinem Kopf wollte offenbar niemand zu nahe kommen. Um die peinliche Leere während des Bootvorgangs zu überbrücken, musste ich aber weiterreden. "Verstehen Sie, ich glaube nämlich, dass es sich bei diesem Stück schlussendlich um ein feministisches Stück handelt..." Endlich ploppte der Bildschirm auf, mit der Startseite von Brautkleider-Anzieh-Online-Spiele. Mist! War etwa Mabel wieder an meinem Laptop gewesen?
Die gewohnte Jonesey also? Nicht ganz. Ich fand die beiden vorherigen Bücher spritziger, explosiver, spannender. Brigdet ist älter und ruhiger geworden mit den Jahren, es konnte mit zwei kleinen Kindern nicht immer so weiter gehen. Trotzdem vermisse ich den etwas atemlosen Ton der beiden Vorgänger, als hätte das normale Altern der Protagonistin auch sämtliche Handlungen in ruhigeres Gewässer verschoben. Ab und zu kommt ein Zwinkern heraus, der auch so in "Schokolade zum Frühstück" oder "Am Rande des Wahnsinns" hätte stehen können. Insgesamt ist der dritte Roman um Bridget und ihre Neurosen etwas fader, was mit Sicherheit auch an der Handlung liegt. Sie ist nun mal nicht mehr 30, sie kann nicht um die Häuser ziehen mangels Babysitter und sie hat gelernt Verantwortung zu tragen.
Ihre Rolle als Mutter füllt sie fabelhaft aus. Meilenweit von perfekt entfernt ist sie liebevoll, praktisch veranlagt und ist ihren Kindern zwar kein Vorbild aber ein lebender Beweis menschlicher Nähe und Wärme. Und sie findet doch noch am Ende DEN Richtigen, der immer in ihrer Nähe war.
Auch die Bridget Jones-Reihe ist eine weitere Adaption des wundervollen Romans Stolz und Vorurteil von Jane Austen. Ich selbst bin ein Fan von ihren Büchern. Wer sich dafür interessiert, >>hier gibt es eine Übersicht der von Jane Austen inspirierten Filme.
Fazit:
Bridget ist schusselig, verpeilt, neurotisch und wir lieben sie. Genau deswegen. Weil ich mich in ihr wieder erkenne. Weil wir alle ein Stückchen Bridget in uns tragen. Wäre schlimm wenn nicht. Perfektion ist langweilig!
"Bridget Jones - Verrückt nach ihm" von Helen Fielding ist April 2014 im Goldmann Verlag erschienen, hat 512 Seiten und kostet als Taschenbuch 14,99 €.
Kennt ihr Bridget? Habt ihr das Buch auch?
Alles Liebe ♥
Labels: Bücher, Lifestyle, rezensionen
2 Kommentare:
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